Die Wiege Marokkos

Kurs:

Blick in die Vergangenheit

789 zog Idriss I. die Grenzen der Stadtmauer „Madinat Fas“. Sein Nachfolger Idriss II. erbaute hier 809 den Königspalast, die Moschee, den offenen Marktplatz, die Kissaria sowie die Kanäle und Befestigungsmauern.

Fes war zunächst ein von der Dynastie der Idrissiden sorgsam gewählter Standort mit einer intelligenten Vorstellung von der Zukunft. Durch die geographische Lage in der reichen Saiss-Ebene in einer Talmulde am Fuße des Zalagh-Gebirges ist die Stadt ein wirtschaftliches, politisches und strategisches Drehkreuz, was entscheidend für ihre Entwicklung und Ausstrahlung ist.

Ab 817/818 beeinflussten zwei aufeinanderfolgende Bevölkerungswellen das Schicksal von Fes: 800 andalusische Familien, die von den Omayaden von Córdoba vertrieben wurden, gründeten das andalusische Viertel. Wenig später schufen circa 2.000 Familien aus Kairouan, die von den Abassiden verfolgt wurden, das Viertel Karaouine.

Die Neuankömmlinge brachten ihr Wissen und ihre langjährige Erfahrung des städtischen Lebens mit sich. Das Jahr 857 kennzeichnet den Anfang eines goldenen Zeitalters für die Stadt. Im Laufe der folgenden Jahrhunderte florierten die Moscheen, die Foundouks (Karawansereien) luxuriöse Wohnsitze und glänzende Medersen (Universitäten).

Die Stadt wurde zur Hauptstadt eines weitläufigen Imperiums, setzte ihren Aufstieg fort und nahm Händler, Künstler, Gelehrte und Studierende aus der ganzen Welt auf.

Die kulturelle und spirituelle Ausstrahlung war so groß, dass die Stadt als „das Athen Afrikas“ bezeichnet wurde. Als im 13. Jahrhundert die Meriniden an die Macht kamen, errichteten sie eine neue Stadt außerhalb der Mauern: Fes el Jdid, wo sie ihre Paläste und den Mechouar, ein riesiger Prunkplatz und Ort des wissenschaftlichen Beirats, auf dem der Monarch die Oberschicht versammelte, platzierten. Die Hauptstadt des Königreichs wurde zur bevorzugten Fluchtburg der moslemischen und jüdischen Immigranten Andalusiens, die dann hier die Mellah, das jüdische Viertel, errichteten.

Ab dem 16. Jahrhundert erlitt Fes eine Zeit der Wirrungen unter der Saadier-Dynastie und erlangte den Glanz und Rang der Hauptstadt erst 1666 zurück. So sammelte Fes im Laufe seiner Geschichte ein reiches und vielfältiges architektonisches und städtisches Kulturerbe an. Die Unesco erkannte den Wert dieses Erbes an und erklärte die Medina 1981 zum Weltkulturerbe der Menschheit.

© 2023 touristik aktuell - Die Fachzeitung für Touristiker - Alle Rechte vorbehalten